Döppersberg: Freie Fahrt für Investoren

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Je höher sich der Investorenkubus in den Himmel reckt, desto deutlicher wird es, welches Gebäude den „neuen Döppersberg“ dominieren wird. Es ist der Klotz der Billigtextilkette Primark. Es ist und bleibt ein Skandal, dass am Eingangstor der Stadt, „in der Friedrich Engels geboren wurde, in der Adolf Kolping wirkte und in der das Elberfelder Fürsorgemodell entstanden ist“ (Kardinal Rainer Maria Woelki), Primark die Besucher*innen empfängt. Primark steht wie kaum ein anderes Unternehmen für „Manchesterkapitalismus“. Als Manchesterkapitalismus bezeichnet man das Wirtschaftssystem, das für extreme Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern während der industriellen Revolution in Großbritannien, aber auch in Barmen oder Elberfeld steht. Primark lässt nicht nur unsozial, sondern auch unökologisch produzieren.

Döppersberg: verbaut!

Die Notwendigkeit des Döppersberg-Umbau wurde von den Planern auch damit begründet, Sichtachsen auf die historischen Bahnhofsgebäude und einen neuen, schönen Stadtplatz zu schaffen. Die historischen Gebäude werden aber durch den Primark-Klotz und die beidseitige Bebauung der Fußgängerbrücke verdeckt. Jeder kann sehen, dass aus dem erhofften großzügigen Stadtplatz nichts wird. Die Fußgängerströme sollen dicht an Primark vorbei, am liebsten noch direkt in das Gebäude hinein gelenkt werden. Das alles, weil die Stadtspitze und fast alle Ratsfraktionen sich dem Diktat des Investors gebeugt haben. Die ursprüngliche Planung sah nämlich ganz anders aus.

Offenbar wurde mit der Ansiedlung von Primark, mit der „Mall“ quer vor dem Bahnhofsgebäude  und den beiden Geschäftszeilen auf der Fußgängerbrücke, noch nicht genug zusätzliche Verkaufsfläche in Elberfeld geschaffen. Da gibt es noch den in unserer Stadt berühmt berüchtigten Investor Clees. Er plant ein großes Factory Outlet Center (FOC) mit 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und Platz für 150 Verkaufseinheiten. Es soll die ehemalige Bahndirektion und das ehemalige Postgebäude am Kleeblatt umfassen. Die Gebäude sollen durch eine Brücke über die Gleise verbunden werden. Dort sollen Waren der letzten Saison, Überschussproduktionen etc. zu Preisen deutlich unter den Preisempfehlungen des Herstellers angeboten werden.

Ein ähnliches Outlet Center ist in Remscheid geplant. Woher soll die zusätzliche Kaufkraft in unserer Region kommen? Ströme von Käuferinnen aus Köln, Düsseldorf oder Essen? Ich bezweifle das!

Gefahr: Verödung der Innenstadt

Mit dem „neuen Döppersberg“ entsteht eine neue Innenstadt. Untersuchungen, in denen die Auswirkungen vergleichbarer Entwicklung analysiert wurden, prognostizieren eine Verödung des bisherigen Stadtzentrums. Anzeichen für diese Entwicklung sind schon heute erkennbar. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Herzogstraße und die Rathausgalerie. Ein Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Dass Elberfeld das Einkaufszentrum für halb NRW werden wird, glauben nur Phantasten. Deshalb befürchte ich einen Verdrängungswettbewerb, dem etliche, vor allem inhabergeführte Geschäfte, zum Opfer fallen werden.

Kostenexplosion ohne Ende: Jetzt schon 160 Millionen

Rund 13.000 WuppertalerInnen forderten im Rahmen eines Bürgerbegehrens eine Deckelung der Kosten des Döppersberg-Umbau auf 105 Mio. Euro. Dennoch wurde kein Bürgerentscheid durchgeführt. Der dann erhöhte Kostenrahmen von 140 Mio. wird nun auch nicht eingehalten. Weitere 13 Mio. Euro müssen her, auch weil der Investor Ausgaben nicht trägt, die ihm die Stadt zugeschrieben hatte. Darüber hinaus entstehen weitere Kosten von über 5 Mio. Euro, die aber nicht in den Gesamtkosten von nun 153, 5 Mio. Euro enthalten sind. Am 19. Dezember soll der Rat über die Zusatzausgaben entscheiden.

Ich bleibe dabei: Für eine hochverschuldete Stadt, in der wesentliche Aufgaben aufgrund Geldmangels nicht in Angriff genommen werden können, sind fast 90 Mio. Eigenmittel nicht zu vertreten, zumal wesentliche Teile des Projekts nur die Interessen privater Investoren bedienen.

Gerd-Peter Zielezinski ist Stadtverordneter der Ratsfraktion DIE LINKE