von Quinn Latimer und Adam Szymczyk
Die anhaltende militärische und politische Einmischung der westlichen Mächte und Russlands in Syrien hat zu einem blutigen, allzu vorhersehbaren Patt geführt – einer gern benutzten Figur in der Weltpolitik der Kriegstreiber. Zugleich gehen auch die Konflikte in Afghanistan, Irak und im subsaharischen Afrika weiter. Diese Kriege sind oft eine Folge westlicher Politik nach dem Ende der Kolonialära oder späterer Militärinterventionen. Sie haben Millionen Menschen in die Flucht vor ihrer unerträglichen Gewalt getrieben. Nun setzen diese Menschen beim Überqueren der Ägäis und des Ionischen Meeres gezwungenermaßen ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Kinder aufs Spiel, um dann in Griechenland so gut wie ohne Aussicht auf Zuflucht zu landen. Sie sitzen hier in der Falle eines krisengeplagten Staates, und es droht ihnen als Folge des deutsch-türkischen „Einer rein, einer raus“-Flüchtlingsabkommens die sofortige Abschiebung in die Türkei. Dieser Tauschhandel erinnert – wenn auch in merkwürdig verzerrter Form – an den gewaltsamen Bevölkerungsaustausch von 1923 zwischen Griechenland und der Türkei nach dem Vertrag von Lausanne.
Auszug aus dem Editorial der Zeitschrift „South“, Magazin der documenta 14. Quinn Latimer ist die Chefredakteurin von „South“; A. Szymczyk ist der künstlerische Leiter der documenta 14.