„Auch wir entscheiden“ – ein Leserbrief
von Sonja Kies
Die Welt befindet sich in einer Mehrfachkrise. Die ökologische Krise besteht darin, dass das Leben der Menschheit in der Weise, wie wir es kannten und heute kennen, auf Dauer nicht möglich sein wird, wenn wir den Planeten weiterhin so gnadenlos ausplündern und zerstören. Dies zu verändern, bedürfte es einer starken wirtschaftlichen und politischen Mobilisierung. Beide Kräfte, Politik und Wirtschaft, aber wirken einer Lösung der ökologischen Krise geradezu entgegen. Die größte Gefahr für die Menschheit geht also von ihr selbst aus. Die soziale Krise zeigt sich durch die wachsende Ungleichheit und der daraus resultierenden psychischen und physischen Not. Dieses Leid wiederum raubt die Kräfte zur Überwindung der Krisen und führt zu gesellschaftlichen und auch gewaltsamen Konflikten.
Besonders destruktiv sind der Einfluss und das Handeln von Konzernen, Banken und der Politik. Hier haben wir es mit mächtigen Gegnern zu tun: Konzerne und Banken, die auf Gewinn und Wachstum ausgerichtet sind, und Regierungsvertreter, die der simplen Logik folgen, dass alles gut ist, was der Wirtschaft dient.
Die Schuld an der ökologischen Krise alleine an Konzernen, Banken und Politikern festzumachen, wäre zu kurz gegriffen. Wenn man sich zum Beispiel das Ergebnis einer Hamburger Forschungsgruppe vor Augen hält, das besagt, dass jeder New-York-Fluggast drei Quadratmeter Arktis-Meer-Eis schmelzen lässt, drängt sich die Frage nach der Verantwortung für den eigenen Lebensstil auf. Aus sozialen Gründen ist nicht jeder von uns in der Lage, etwa Biolebensmittel zu kaufen oder ein ökologisch verträglicheres Fahrzeug zu fahren. Jede und jeder kann sich aber hinsichtlich der Mobilität, des Fleischgenusses und des Konsums einschränken und gemeinsam mit anderen darauf hinarbeiten, dass Konzerne und Banken reguliert werden. Gelingt es uns nicht, uns als Teil der Natur zu verstehen und mit ihr, statt gegen sie zu leben, werden wir unsere Lebensgrundlagen zerstören.
Sonja Kies ist aktiv in verschiedenen Bündnissen in Wuppertal